
© Heinsberger Zeitung vom 21. Januar 2014 von Rainer Herwartz
Heinsberg. Die JVA in Heinsberg sei einer der wichtigsten Justizstandorte in Nordrhein-Westfalen, daran ließ NRW-Justizminister Thomas Kutschaty bei seinem gestrigen Besuch in der Kreisstadt keinen Zweifel. 1978 schon sei die Strafanstalt eine der modernsten im Land gewesen, und dies werde auch so bleiben, wenn sämtliche Arbeiten zu den Erweiterungsbauten und die Sanierung der Altgebäude erfolgreich abgeschlossen sind. Insgesamt seien dann über die Jahre rund 87 Millionen Euro für die bauliche Unterbringung der Inhaftierten nach Heinsberg geflossen. „Alle sind froh, wenn im ersten Halbjahr die wesentlichen Arbeiten beendet sind“, sagte Kutschaty vor Medienvertretern.
Keine Entwarnung
Mit 11 300 Verurteilten waren im letzten Jahr zwar 13,3 Prozent weniger Jugendliche zu bestrafen als noch 2011. Doch das sei kein Grund zur Entwarnung, meinte Kutschaty. Heute stünde der Justizapparat vor einer völlig anderen Herausforderung. „Die Jugendlichen, die hierher kommen, sind anders als vor 20 oder 30 Jahren.“ Anstaltsleiterin Ingrid Lambertz und ihre Kollegen würden mit Bildungs- und Erziehungsdefiziten konfrontiert, wie man sie in früheren Jahren nicht gekannt habe. Es habe sich ein Aufgabenspektrum entwickelt, das gezielte Bildungs- und Arbeitsmaßnahmen für die jungen Häftlinge erfordere. Umso erfreulicher sei daher auch der Umstand, dass sich von den derzeit 423 Inhaftierten 377 bereits in solchen Maßnahmen befänden.
550.000 Überstunden im letzten Jahr in NRW

Peter Brock, Vorsitzender des Bundes der Strafvollzugsbediensteten in Nordrhein-Westfalen, erläuterte bei der Herbstversammlung in Hagen, dass die Mehrarbeit in den Haftanstalten des Landes sprunghaft auf über 550 000 Stunden angewachsen sei: „Das Ministerium muss sich endlich eingestehen, dass für den vorhandenen Aufgabenbestand und die angestrebte Vollzugsqualität das Personal zu knapp bemessen ist. Die notwendige Konsequenz aus dieser Erkenntnis muss sein, den Personalfehlbestand schrittweise in den kommenden Jahren abzubauen. Das jetzige Verfahren, den Personalmangel jährlich neu zu verteilen, ist gescheitert und wird dazu führen, dass vollzugliche Qualitätsverbesserungen kaum zu erreichen sein werden.“